DZHK-Studie REDUCE-MFA

Hintergrund und Ziele

Die Aortenklappenstenose ist der häufigste therapiebedürftige Herzklappenfehler in Industrienationen und betrifft dort bis zu 3% aller Menschen über 75 Jahren. Um trotz der resultierenden Behinderung des Blutausstroms aus dem Herzen das Herz-Kreislauf-System zu stabilisieren, passt sich der Herzmuskel an. Dadurch bleibt der Herzklappenfehler lange Zeit ohne Symptome. Aufgrund der chronischen Belastung kann es jedoch im Verlauf zu einer krankhaften Veränderung des Herzmuskels kommen.

Nach gültigen Leitlinien erfolgt ein Herzklappenersatz (bei fortgeschrittenem Lebensalter meist kathetergestützt) erst nach Eintritt einer Symptomatik oder einer Einschränkung der Herzauswurfleistung. Bei dieser Entwicklung einer Herzinsuffizienz kommt der myokardialen Fibrose oder „Herzmuskelvernarbung“ (Ersatz von Herzmuskelzellen durch Bindegewebe) eine Schlüsselrolle zu. Demzufolge liegen zum Leitlinien-gerechten Zeitpunkt des Herzklappenersatzes bei einem Teil der Patientinnen und Patienten bereits deutliche strukturelle Herzmuskelveränderungen vor, die sich durch den Klappeneingriff allein zumindest nicht vollständig zurückbilden.

In Voruntersuchungen konnten wir zeigen, dass eine ausgeprägte Myokardfibrose einen negativen Einfluss auf die Überlebenswahrscheinlichkeit und die Erholung des Herzens der Patientinnen und Patienten nach kathetergestütztem Aortenklappenersatz hat. In der Reduce-MFA-Studie wird nun eine personalisierte medikamentöse Therapie hinsichtlich ihrer antifibrotischen Wirksamkeit untersucht. Dabei kommen zwei seit langem zugelassene Medikamente zum Einsatz, die bislang nicht für Aortenklappen­verengung erforscht wurden: Spironolacton und Dihydralazin.

Da nur Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Herzmuskelfibrose einen ungünstigen Langzeitverlauf haben und potentiell von dieser neuartigen Behandlung profitieren könnten, wird vor dem geplanten Herzklappeneingriff bei Studieneinschluss zunächst der Grad der Fibrose mittels Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht. Wenn diese einen kritischen Schwellenwert überschreitet, erfolgt per Zufallsverfahren die Zuteilung der Studienteilnehmenden zu einem der drei Behandlungsarme: Kontrollgruppe (optimale Standardtherapie), Spironolacton (25mg pro Tag) oder Spironolacton (25mg pro Tag) plus Dihydralazin (zweimal 12,5 bis 25 mg pro Tag). Bei geringer Herzmuskelfibrose wird keine Studienmedikation verabreicht, da davon kein zusätzlicher Nutzen zu erwarten ist. Alle Patientinnen und Patienten erhalten die erforderliche Klappenimplantation (TAVI). Nach zwölfmonatiger Behandlung mit der Studienmedikation erfolgt eine erneute Untersuchung der Herzmuskelfibrose mittels MRT, und die Werte werden mit den jeweiligen Ausgangswerten verglichen. Abschließend wird evaluiert, ob in den beiden Studienarmen mit Studienmedikation im Vergleich zur Kontrollgruppe eine größere Rückbildung der Herzmuskelfibrose zu verzeichnen ist und ob sich dies auch auf die Erholung des Herzens sowie die Lebensqualität und die Überlebenszeit der Patientinnen und Patienten auswirkt.

Die Studie wird an 18 Studienzentren in ganz Deutschland durchgeführt. Geplant ist die Randomisierung von 150 Patienten in die drei Studienarme. Dazu müssen etwa 300 Patientinnen und Patienten rekrutiert werden und ein MRT erhalten, um 150 mit hoher Fibroselast zu identifizieren.

Die Studie wird mit 1,8 Millionen Euro durch das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V. (DZHK) gefördert.

Herzmuskelgewebe mit A) geringer Fibrose und B) ausgeprägter Fibrose;
Links im Bild: histologisches Bild (Herzmuskelzellen rot gefärbt, Fibrose blau);
Rechts im Bild: MRT-Bild mit Veranschaulichung des prozentualen nicht-zellulären Anteils des Herzmuskelgewebes anhand einer Farbskala